MAM.manufaktur für aktuelle musik Richard Haynes – Bassklarinette | Paul Hübner – Trompete | Sabrina Ma – Perkussion | Daniel Schmidt – Text
A body essay. Fiction actually
When my hair is completely smooth, I unplug the machine. I fold the sheet of paper in two, so that the hairs collect at the center, forming a uniform line. A line of black cocaine. Im doing up a line of hair. It
s almost the same high. I open the jar of glue and add a streak of it above my upper lip with the moistened brush, then tale a strand of hair between my fingers and seit it along the streak of glue until it sticks perfectly to the skin of my face. A fag`s mustache.
aus Paul B. Preciado: TESTO JUNKIE (mit freundlicher Genehmigung von THE FEMINIST PRESS, New York)
The Body Memory ist eine Hypothese vom Körpergedächtnis, das neben dem menschlichen Gehirn eigenständig in der Lage ist, Erinnerungen zu speichern. „The Body Memory“ ist ein Kompendium von Erinnerungen, die über die anwesenden Körper auf der Bühne für die Gegenwart verfügbar gehalten werden. (Hang Su)
Unveröffentlichtes Bildmaterial aus dem Archiv des Queer-Fotografen Jürgen Baldigas (1959-1993) bildet den konzeptuellen Ausgangspunkt für „The Body Memory“, das sich an der Schnittstelle von Konzert, Performance und Lesung bewegt. Komponist und Ensemble übertragen dieses Material in einem Prozess der Aneignung für ein Musiktheater heute. Der zugrunde liegende Text mit dem Titel „Sex, um nicht sterben zu müssen“ von Daniel Schmidt zeigt einen sehr persönlichen und zeitgenössischen Zugriff auf Queerness und die Verbindung von Kunst und Leben, die Baldigas Arbeit auszeichnet. Die Körperlichkeit, die dem Betrachter der fotografischen Arbeiten Baldigas direkt ins Auge springt, überträgt sich auf der musikalischen Ebene auf die Ausführenden. Als zweiter Bezugspunkt fungiert Ronald M. Schernikau, der letzte DDR-Bürger, der in seinen Werken schwule Identitätspolitik, Pop und Klassenfragen zusammendachte. Hang Su verbindet die Fundstücke aus den Archiven Baldigas und Schernikaus mit Bruchstücken seiner eigenen Erinnerung und seiner Rolle als Künstler in einer fremden Kultur und deutet sie zeitgenössisch und aus seiner eigenen Perspektive um: Ein körperlich-musikalisches Ritual zwischen Antike und Gegenwart, intimes Tagebuch neben performativer Neuer Musik des 21. Jahrhunderts. „The Body Memory“ wird auf der Bühne zu einem lebendigen Museum, in dem von Körpern erzählt wird, in Geschichte und Klang.
Für die Recherchearbeit und Entstehungsprozess des Textes und der Komposition bedanken wir uns beim Kulturamt Friedrichshain-Kreuzberg für Förderung und Unterstützung. (MAM.manufaktur für aktuelle musik)