Klangwerkstatt Berlin

Festival für Neue Musik


1. bis 18. November 2018

Sonntag 11.11.

Grenzen, Wüsten, Inseln

18 Uhr Kunstquartier Bethanien

Modern Art Ensemble

  • Joaquin Macedo research (2017/18 UA) für Sprecherin, Ensemble und Live-Elektronik, Text: Verónica Bergner
  • Makiko Nishikaze Shima-Zima (islands) (2018 UA) für Ensemble
  • Klaus Schöpp When the youngest (2018 UA) für Sprecherin und Ensemble, Text: Antjie Krog
  • Martin Daske Wüsten-Trilogie (2011) für 2 Sprecher, Ensemble und Live-Elektronik, Text: Martin Daske

Modern Art Ensemble Klaus Schöpp – Flöte | Unolf Wäntig – Klarinette | Theodor Flindell – Violine | Jean-Claude Velin – Viola | Julia Wasmund – Violoncello | Yoriko Ikeya – Klavier | Kristen Bush, Lena Stolze, Oliver Brod - Sprecher/innen

modern art ensemble, Photo: Sandra Setzkorn
modern art ensemble, Photo: Sandra Setzkorn

research. Die Musik von Schumanns „Chopin“ (Carnaval op. 9) und Schönbergs „Valse de Chopin“ (Pierrot Lunaire) dienen als Grundlage und Ausgangspunkt für neue Klänge. Echos aus der vergangenen Musik klingen im Klavier und widerhallen in allen Instrumenten. Gleichzeitig wird das Leben am Ende der Erde reflektiert. Wie drückt man Grenzen aus? Wie klingen unsere Schritte auf dem Eis der Antarktis? Mit welchen Farben weht der trockene Wind in unwirtlichen Gegenden? Die Kunst besteht darin, die Abdrücke der Sohlen unserer Schuhe so zu gestalten, dass sie andere Netzwerke weben, so dass es möglich wird, Tradition mit dem Ende der Welt zu verbinden: eine ebenso feindliche wie fruchtbare Wüste. (Joaquin Macedo)

Verónica Bergner
research
Why do humans saddle horses and feel the urge to chase the bad guy?
Do you think they fled in panic from solid land and crawled into a virtual zone to get out of this? And why is it that human beings put on masks or feathers to conceal their identity?
The desert is a mantle of stars hiding their lights. You can hear their laughs as you walk by, completely blind.
You are all alone, a blue luminous sphere drawing on the air as you pass.
Your only guide is a bunch of ashes dancing on the wind that hits on your face; the only warm caress you would receive.
The desperate hands try to catch any signal but the only way out is to hug the silence and sing out
loud.
To transform your thirsty heart into something else you've to remember that your body is 70% liquid.
You could squeeze yourself on the ground to let a rose grow, but you still have a long way on this
net.
The eyes can't see the naked light covered up by your fear.
I think it's a logical place to find each other for people that have the intention to jump off the margin
of the map.
We will all meet here where all the lines of the map converge, once the reflection of the mirror
breaks up with our howl.
The most tangible description of bread is a description of hunger, a poet once said.
Maybe you are waiting to discover new territories; perhaps you get tired of your surroundings, of the context you live in and head towards an almost certain death because your singing is all alone.
Or maybe…
you just need to fulfill your need for exploration, even if your search leads to a dead end.

Shima-Zima (islands). Seit ich vor über 20 Jahren aus Japan nach Deutschland gekommen bin, denke ich viel darüber nach, was ein Inselstaat ist: Meine Heimat besteht aus über 4000 Inseln. Die Leute in Japan haben keine Vorstellung von einer sichtbaren Grenze, wie es sie in Europa gibt, und verstehen kaum, was es heißt, eine „Grenze zumachen“ oder eine „Grenze öffnen“, da die Grenze einfach das Meer ist. Ich fokussiere mich auf das Thema Inseln und betrachte den Musiker / die Musikerin wie eine Insel, als Bestandteil eines gemeinsamen Inselstaates. Diese Inseln sind isoliert und doch miteinander verbunden. (Makiko Nishikaze)

When the youngest ist eine Vertonung eines Gedichtes von Antjie Krog, einer südafrikanischen Lyrikerin. Das Gedicht beschreibt plastisch eine Ehekrise, die aufflammt, als das jüngste der Kinder das Haus verläßt. Der Text wird zur Musik gesprochen, sie folgt zu der Struktur des Textes und behält trotzdem ihre Eigenständigkeit. (Klaus Schöpp)

Wüstentrilogie ist eine Collage aus drei Werken Martin Daskes, die ineinander verschränkt sind und zu denen Texte zum Thema „Wüste“ live gesprochen werden. Schicht 1 / „sans paroles dans sables mouvants“ („Sprachlos im Treibsand“). Dieses Stück wurde 2007 für das Modern Art Ensemble komponiert. Im Zuspielband ist der Klang einer singenden Düne zu hören, ein akustisches Phänomen, hervorgerufen durch schwingende Luftsäulen zwischen bewegten Sandschichten. Schicht 2 / „Notensetzen V-X“: Im Anschluss an seine „Folianten“ – filigrane, teilbewegliche Skulpturen, die die graphische Notation in die Dreidimensionalität überführen – entwickelte Daske 2009 eine weitere Form der „Notation“: „Notensetzen“: In mit Sand gefüllten Kisten werden Objekte gelegt. Diese Objekte bestehen im Fall von „Notensetzen V-X“ aus Treibholz, das Martin Daske zu bestimmten Formen zersägt und geschliffen hat. Es entsteht eine mobile Partitur mit unerschöpflichem Potential an musikalischen Möglichkeiten, die vom Spieler selbst bestimmt wird.
Schicht 3 / „Land des tödlichen Schweigens“. Hörspiel 1995. „Als Jugendlicher“ erzählt der Komponist, „hatte ich das zweifelhafte, aber durchaus selbstverschuldete Vergnügen, in einer Wüste im südlichen Afrika, die ich als Anhalter durchquerte, ausgesetzt zu werden. Viel später, 1995, habe ich diese Erlebnisse und Erfahrungen in einem Radiogedicht mit Texten verschiedener Autoren zum Thema „Wüste“ verarbeitet: „Land des tödlichen Schweigens“ (Modern Art Ensemble)