Das Ensemble RADAR verwischt und öffnet die Grenzen zwischen Original und Kopie, Realität und Virtualität in Werken von Michael Beil, Simon Steen-Andersen, Sascha Lino Lemke, Pierre Boulez, Misha Cvijovic und Alexander Schubert.
In Along von Michael Beil entwickelt sich die Audio-Video-Elektronik im Konzert aus dem Live-Part heraus. Aus aufgenommenen Bildern und Klängen des E-Gitarristen werden Doubles, die nach einer streng komponierter Partitur über Lautsprecher und Projektion mit dem Solisten musizieren. Beim Abspielen werden Geschwindigkeit und Tonhöhe so manipuliert, dass polyrhythmische Passagen, Klangfarbenvariationen und symphonische Akkordflächen entstehen.
Mit Imitationen und Sinnestäuschungen spielt Simon Steen-Andersen in seinem Stück Difficulties Putting it Into Practice (prior In Her Frown). Hier tritt ein Duo über akustisch verstärktes Papier und Vokaleffekte miteinander in Dialog. Die beiden Solisten blasen in Kartonausschnitte, imitieren Maultrommelklänge und Alarmsignale, flüstern, keuchen oder sprechen mit geschlossenem Mund. Dabei werden die leisen Geräusche verstärkt, wohingegen die lauten unverstärkt bleiben.
AKKORDeONoff von Sascha Lino Lemke gehört zu einer Folge etüdenhafter Stücke für Musiker und ihre virtuellen Doubles. Dabei interessiert ihn besonders die Arbeit mit dem Gedächtnis und wie sich aus dem Gehörten und Gesehenen eine neue virtuelle Realität bauen lässt.
Dialogue de l'ombre double von Pierre Boulez besteht aus einem Wechsel von Strophen und Überleitungen, die vom selben Instrumentalisten gespielt werden. Die Strophen werden live gespielt; die Überleitungen werden im Vorhinein aufgenommen und über Lautsprecher wiedergegeben. Die reale, lokalisierbare Präsenz der Strophen kontrastiert so mit den virtuellen, scheinbar im Raum verteilten Doubles. Jede Strophe ist um eine eigene Idee zentriert; die Überleitungen führen unmerklich von einem Motiv zum nächsten.
In Penumbra spielt Misha Cvijovic mit dem Phänomen des Halbschattens bzw. mit dem nicht ganz dunklen Randgebiet eines Sonnenflecks. Und so stellt sich auch hier die Frage, was ist real und was bleibt im Schatten zu erahnen?
Mit seinem audio-visuellen Stück Hello lädt Alexander Schubert in seine ganz persönliche Welt ein. Die Partitur besteht aus einem Video, auf dem Schubert Gesten in seinem Wohnzimmer ausführt. Diese werden in acht Sätzen vom Ensemble interpretiert.
Ensemble RADAR Martin Posegga – Saxophon | Johannes Öllinger – Gitarre | Felix Kroll – Akkordeon | Ninon Gloger – Klavier | John Eckhardt – Bass | Jonathan Shapiro – Schlagzeug | Sascha Lino Lemke – Elektronik