Kunstquartier Bethanien, Studio 1

Dienstag 9.11., 12.30 Uhr – Videodokumentation

Tafelmusik – Musik und Imbiss zur Mittagszeit

Ensemble JungeMusik Berlin & New Classic Duo mit Musik und Imbiss aus Deutschland

© André Fischer
© André Fischer

Programm

  • Friedrich Goldmann
    Sisyphos zu zweit(2008)
    für Violine und Violoncello
  • Martin Christoph Redel
    NachtstückBE(2020)
    für Klarinette und Klavier
  • Helmut Zapf
    Molitva(2021)
    für Sopransaxophon und Akkordeon
  • Deutscher Mittagsimbiss
  • René Kuwan
    Trio(2021)
    für Violine, Violoncello und Klavier

Ensemble JungeMusik Berlin

Andrej Lakisov – Saxophon | Matthias Badczong – Klarinette | Roman Yusipey – Akkordeon | Nadezda Tseluykina, Seunghun Shin – Klavier
&

New Classic Duo

Julia Smirnova – Violine | Konstantin Manaev – Violoncello
Gesamtleitung: Helmut Zapf


Die Welt bittet zu Tisch! Klangvolles und Schmackhaftes zur Mittagszeit aus Deutschland. Die Tafelmusik bietet Gelegenheit, mit den anwesenden Künstler:innen ins Gespräch zu kommen.

Drei Duos stehen vor dem Essen auf dem Programm. Das erste stammt von dem in Chemnitz geborenen Berliner Komponisten Friedrich Goldmann (1941–2009), einem der wichtigsten Komponisten der ehemaligen DDR. Sisyphos zu zweit, ein Spätwerk Goldmanns, zeigt ein „vergebliches“ Abarbeiten an schematisierten Tonfolgen, die sich die beiden Duopartner zuwerfen.

Nachtstück von Martin Christoph Redel (*1947) nimmt Bezug zu einem der berühmtesten Gedichte Heinrich Heines, Nachtgedanken, das dieser Im Pariser Exil 1844 schrieb. Dessen Beginn „Denk ich an Deutschland in der Nacht …“ trägt Redels Stück als Untertitel. „Die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland“, so schreibt Redel, „haben spätestens seit 2018 eine Entwicklung genommen, die beunruhigend ist: der rechte Terror, Antisemitismus, Fremdenhass und Rassismus in Kassel, Chemnitz, Halle und Hanau ist beängstigend.“ Unter diesen Eindrücken entstand 2020 Nachtstück als eine Art Trauermusik.

Helmut Zapfs (*1956) Duo Molitva für Sopransaxophon und Akkordeon ist ein ganz persönliches, intimes Werk, zu dem Zapf schreibt: „Molitva (Gebet), diesen russischen Titel wählte ich, da ich den beiden Interpreten, die beide russisch-orthodoxen Glaubens sind, eine besondere Verneigung zukommen lassen wollte. Meine Musik folgt den sechs Bitten des Vater unser, oder anders gesagt, ich folgte beim Komponieren diesem Gebetsvorschlag Jesu mit seinen kurzgehaltenen Bitten. […] Das Stück besteht aus einer 6-Tonreihe, die gleich zu Beginn durch das Saxophon vorgestellt und auch gleich zu einer ‚falschen‘ 12-Tonreihe erweitert wird. Im quasi goldenen Schnitt der ersten 6 Töne macht die Linie einen doppelten Oktavsprung und verdoppelt den 5. Ton auffallend nach oben …, flehend nach oben … Mit dem Einsatz des Akkordeons beginnt die erklungene Reihe sich stetig im Saxophon zu wiederholen und das Akkordeon staucht kurz danach diese ebenso stetig in neue vertikale Klangsituationen. Gebetsartig wird dieser Prozess wiederholt, dabei zugunsten der einzelnen Bitten umformuliert (variiert), bis die Instrumente sich an einschneidenden Stellen kurzzeitig in rhythmischen und tonalen Unisoni treffen, um die einzelnen Gebetsmomente zu unterstreichen.“

Helmut Zapf, Leiter des Ensembles JungeMusik seit 1992, international renommierter Komponist und Mitglied der Akademie der Künste Berlin, hat sich in den letzten Jahrzehnten um die Ausbildung und Förderung junger Komponist:innen verdient gemacht wie kaum ein anderer.

Zu ihnen zählt auch René Kuwan, aktuell Student bei Hanspeter Kyburz an der HfM Hanns Eisler Berlin. Sein Trio für Violine, Violoncello und Klavier folgt in seinem Verlauf festen „Stationen“, sprich Abschnitten, die in Variation wiederkehren, was abhängig durch die Komplexität der Veränderung mal mehr oder weniger deutlich wahrnehmbar ist und damit teilweise sehr deutliche und dann wieder weniger klare Beziehungen zwischen den einzelnen Abschnitten des Stückes erkennen lässt.