5. bis 14. November 21

Kunstquartier Bethanien, Fahrbereitschaft Berlin

Klangwerkstatt Berlin

Seit Beginn an präsentiert die Klangwerkstatt Berlin jährlich an mehreren Tagen Konzerte, Performances und multimediale Formate. Über Genre- und Generationengrenzen hinweg finden hochkarätige und lebendige Aufführungen relevanter Musikströmungen statt. Das Festival initiiert und begleitet die Entwicklung neuer künstlerischer Formen und bietet Raum für die Diskussion musikästhetischer Positionen.

Eine Besonderheit dabei ist die in vielen Jahren gewachsene und heute auf diesem Festival selbstverständliche Art der Zusammenarbeit von professionellen Ensembles und Komponisten mit Kinder- und Jugendensembles. Auf gleicher Augenhöhe und auf höchstem Niveau ist sowohl die ideelle und praktische Vermittlung Neuer Musik im Kinder- und Jugendbereich als auch das zweckfreie, für sich stehende Musizieren wichtiger Werke und vielversprechender Experimente bei der Klangwerkstatt seit 1990 Normalität.

Ebenso sind die Erprobung neuer szenischer Präsentationsformen und Verbindung von elektronischen und traditionell akustischen Instrumenten wichtige Themenfelder des Festivals.


Geschichte

Das Festival wurde 1990 von dem Komponisten Peter Ablinger zusammen mit Schüler:innen und Kolleg:innen unter dem Namen Klangwerkstatt – Neue Musik in Kreuzberg an der Musikschule Kreuzberg gegründet und in der Folge von den Komponisten Orm Finnendahl, Michael Beil und Stefan Streich geleitet. Heute ist es das älteste durchgängig existierende Festival für Neue Musik in Berlin.

Ausgerichtet von der Musikschule Berlin-Kreuzberg, verstand sich die Klangwerkstatt um 1990 zunächst als Plattform für die eigenen vielfältigen Aktivitäten im Bereich der Neuen Musik. Bald wurde der Freundeskreis der Musikschule Kreuzberg e.V. gegründet, der auch heute noch die Trägerschaft des Festivals innehat. Es folgte die Zusammenarbeit mit vielen Künstler:innen und Institutionen auch außerhalb der Musikschule und nach und nach entwickelte sich ein Netzwerk, das schon bald auch weit über die Stadtgrenzen hinaus aktiv war.

Die historischen Zeitläufe wollten es, dass der Beginn der Klangwerkstatt mit der deutsch-deutschen Grenzöffnung 1989 zusammenfiel. Von Anfang an gab es enge Kontakte zwischen Ost und West und schon zu Beginn der 1990er Jahre wurden Werke von im Westen Berlins wenig gespielten Komponist:innen aus dem Ostteil der Stadt aufgeführt. Somit lag ein Schwerpunkt des Festivals auch immer auf der Gegenüberstellung und allmählichen Verschmelzung von Ost und West.

Bis 2018 wurden bei der Klangwerkstatt Berlin rund 1.500 Stücke aufgeführt, davon waren ca. 600, also 40%, Uraufführungen.

Vieles hat sich verändert in den vergangenen Jahren, die wichtigsten Pfeiler des Festivals sind jedoch konstant geblieben und sollen auch in Zukunft in der Klangwerkstatt einen geschützten Ort finden: die hohe Qualität der vielen, neu für das Festival entstehenden Kompositionen und ihrer Umsetzung, die Konzentration des Programms auf junge Berliner und Neu-Berliner Künstler:innen und als Basis all dessen die ungezwungene und gleichwohl konzentrierte Atmosphäre, die einen offenen Raum für ambitionierte, medien- und genreübergreifende Projekte bietet.


Komponist:innen

Zahlreiche Kompositionsaufträge wurden vergeben und vielen heute namhaften Komponist:innen bot die Klangwerkstatt Berlin eine erste Chance, ihre Werke einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Damals wie heute legt das Festival großen Wert auf die Ausgewogenheit in der Präsentation und sensibel kuratierten Gegenüberstellung von Arbeiten junger, auch noch studierender und im Musikbetrieb etablierter Komponist:innen. Und immer ging die Arbeit an den Stücken und Aufführungen einher mit großem persönlichem Engagement aller.

In ungeordneter Reihenfolge seien hier nur einige Namen gelistet: Enno Poppe, Peter Ablinger, Kirsten Reese, Johannes Kreidler, Neo Hülcker, Elena Mendoza, Georg Katzer, Carola Bauckholt, Charlotte Seither, Mathias Spahlinger, Iris ter Schiphorst, Joanna Wozny, Friedrich Goldmann, Walter Zimmermann, Alvin Lucier, Erhard Grosskopf, Georg Nussbaumer, Klaus Lang, Chris Newman, Manuel Hidalgo, Mark Andre, Sven-Ingo Koch, Helmut Zapf, Jakob Ullmann, Sarah Nemtsov, Matthias Bauer, Michael Hirsch, Helmut Oehring, Rainer Rubbert, Hannes Seidl, Stephan Winkler, Annette Schlünz, Michael Maierhof, Oliver Schneller, Stefan Streich, Ana Maria Rodriguez, Orm Finnendahl, Mayako Kubo, Fabien Lévy, Ludger Brümmer, Hermann Keller, Juliane Klein, Christina Kubisch, Tiziano Manca, Wolfgang Heiniger, Michael Wertmüller, Jürg Frey, Sidney Corbett, Makiko Nishikaze, Annesley Black, Maximilian Marcoll, Matthias Kaul, Leopold Hurt, Alexander Schubert, Jagoda Szmytka, Phill Niblock, Nicolaus A. Huber, Petros Ovsepyan u.v.a.

Die Liste ließe sich, wenn nicht beliebig, so doch diesen Rahmen sprengend verlängern.


Ensembles

Untrennbar mit der Entstehung des Festivals selbst ist die Gründung des Ensemble Zwischentöne durch Peter Ablinger. Die Klangwerkstatt Berlin bot dieser Gruppe von Musikschüler:innen und Laienmusiker:innen eine Plattform, um die Ergebnisse ihrer Kompositions- und Improvisationsexperimente öffentlich zu präsentieren. Bald bildeten sich ebenfalls an der Kreuzberger Musikschule das Ensemble JungeMusik (Ltg. Helmut Zapf), das Jugendorchester Experimente (Ltg. Gerhard Scherer) und die Jugendensembles Progress und multiphon (Ltg. Sylvia Hinz).

Siehe dazu auch die digitale Ausstellung Musikalische Partizipation. Einblicke in 30 Jahre Klangwerkstatt Berlin

Neben den vielfältigen Aktivitäten dieser Gruppierungen traten in Laufe der Jahre neue junge Ensembles auf den Plan, die sich als Studierende an den Berliner Musikhochschulen gegründet hatten. Als prominentes Beispiel ist hier das inzwischen sehr renommierte ensemble mosaik zu nennen.

Viele Ensembles und Solisten, auswärtige wie hiesige, waren über die Jahre zu Gast in der Klangwerkstatt Berlin, wie z.B. ensemble mosaik, Sonar Quartett, Ensemble Nikel, MaM – Manufaktur neue Musik, Ensemble Zaafran, Suono Mobile, Daniel Gloger, Marcus Weiss, Quatuor Diotima, Natalia Pschenitschnikova, Minguet Quartett, Andrea Neumann, Susanne Zapf, Rei Nakamura, Fernanda Farah, modern art sextett, Kammerensemble Neue Musik Berlin, Ensemble S201, Ensemble Reflexion K, Decoder Ensemble, Ensemble 2x2, Solistenensemble Kaleidoskop, aleph Gitarrenquartett, Ensemble LUX:NM, Ensemble Adapter, Stock 11, Les Femmes Savantes u.v.a.