Mitglieder des Ensemble JungeMusik Berlin präsentieren täglich Musik aus einem anderen Land. Zu hören sind an diesem Tag Kompositionen aus Finnland. Dazu wird ein landestypischer Imbiss gereicht.

Besonders freuen wir uns, aus gegebenem Anlass und als täglichen Höhepunkt, dass das Duo Sonoro aus Kiew bei der Tafelmusik zu Gast ist. Der Geiger Andrii Pavlov und die Pianistin Valeriia Shulga führen in einem Prolog zu den Länderportraits an jedem Tag eine Komposition von ukrainischen Komponist:innen auf.

Im Zeichen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine ist es uns wichtig, der ukrainischen zeitgenössischen Musik einen Raum zu geben und auf diese Weise dazu beizutragen, Kunst und Kultur der Ukraine sichtbar zu machen. Das Duo Sonoro ist Teil der heute außerordentlichen vielfältigen und lebendigen Musikszene, die sich seit der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 in Kiew und vielen anderen Städten entwickelte.

Das Duo Sonoro wurde vor mehr als zehn Jahren als festes Ensemble gegründet. Der sich entwickelnde internationale Ruf des Duos wurde durch Spitzenpreise bei internationalen Wettbewerben bestätigt. Das Duo Sonoro konzertierte an den wichtigsten Veranstaltungsorten in der Ukraine wie der Kiewer Philharmonie, der Philharmonie von Odessa, der Oper von Lwiw und der Oper von Charkiw sowie zahlreiche internationale Auftritte in Spanien, Deutschland, Litauen, Niederlanden, Italien, Österreich und Polen.

Darüber hinaus trat Andrii Pavlov trat als Solist insbesondere mit dem Radio-Symphonieorchester Wien, dem Nationalen Symphonieorchester der Ukraine, der Lemberger Philharmonie, dem New Era Orchestra und den Kyiv Soloists auf. Valeriia Shulga konzertiert in anderen Kammermusikgruppen und ist auch als Konzertmeisterin tätig. Beide Musikerinnen unterrichten seit kurzem an einer der ältesten Musikhochschulen Osteuropas, der Reinhold Glier Municipal Academy of Music in Kiew.

Am heutigen Tag bringt das Duo Sonoro ein Stück von Bohdan Sehin (*1976) mit. Bohdan Sehin, Komponist und Leiter von Projekten für zeitgenössische Musik, ist Absolvent der Nationalen Musikakademie Lviv Lysenko. Zudem studierte er Komposition bei Zbigniew Bujarski in Krakau und Zygmunt Krauze in Warschau. Mit symphonischen, Chor- und Kammermusikwerken sowie Musik für Theaterproduktionen wurde Sehins Musik in Litauen, Lettland, Weißrussland, Russland, Armenien, Polen, Frankreich, der Schweiz, Deutschland, China und in der Ukraine aufgeführt. Sehin verfügt über umfassende Erfahrung im Management von Kunstfestivals, darunter das Internationale Festival für zeitgenössische Musik „Contrasts“ (Lviv, 1998-2006), „Velvet Curtain“ (Lviv, 2006), das „Kyiv Music Fest“ (2009) und das internationale „Music of Youth Forum“ (Kyiv, 2009, 2011, 2013).

2009 begann er mit der Koordination von Projekten für das Ensemble Nostri Temporis und wurde im darauffolgenden Jahr dessen Leiter. Er ist außerdem Gründer und künstlerischer Leiter der ersten internationalen Meisterkurse für Neue Musik COURSE in der Ukraine (die seit 2012 jedes Jahr stattfinden) und der „Ukrainischen Biennale für Neue Musik“. Seit 2012 ist er kaufmännischer Direktor für die Entwicklung der Neuen Musik in der Myroslav Skoryk Lviv National Philharmonic und künstlerischer Leiter des Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik „Contrasts“. Im Jahr 2019 startete er eine regelmäßige Konzertreihe „Pro et Contra. A New Music Scene“ an der Nationalphilharmonie Lviv. Im Jahr 2020 initiierte und realisierte er das Anti-Krisen-Projekt „Sounds of the Lviv Philharmonic“. Das Projekt fand in den Jahren 2020 und 2021 statt und umfasste mehr als 100 Online-Übertragungen von Konzerten der Nationalphilharmonie Lviv.

Im Jahr 2022 hat Bohdan Sehin eine Reihe von digitalen Konzerten „Ukraine-2022. Muses Are Not Silent“ auf dem YouTube-Kanal der Nationalphilharmonie Lviv von Myroslav Skoryk gestartet, um ukrainische Musiker:innen zu unterstützen, die während der bewaffneten russischen Aggression in der Ukraine geblieben sind. Zurzeit lebt Bohdan Sehin mit seiner Familie in der Ukraine und hat nicht vor, sie zu verlassen. Er schreibt Musik im Auftrag ausländischer Institutionen und setzt die Umsetzung des Projekts „Ukraine-2022. Muses Are Not Silent“ fort, das zu den vorrangigen Aufgaben seiner Leitungstätigkeit an der Nationalphilharmonie Lviv gehört, zumindest bis zum Ende des Krieges.

Zu seinem Stück Gamma Boötis (ein Sternbild, im Deutschen „Bärenhüter“ oder „Bootes“ genannt) von 2015 schreibt Bohdan Sehin: „Das Licht der Sterne läuft durch die Unendlichkeit des Universums, um seinen Weg in unseren Augäpfeln fortzusetzen. Es erreicht verborgene, selbst uns unbekannte Räume unseres Wesens. Das Licht der Sterne hört nie auf. Es verblasst nie.“ (Bohdan Sehin)

Auf dem Programm des Ensemble JungeMusik Berlin steht heute Musik von finnischen Komponist:innen. Sie haben Musik von Juha T. Koskinen (*1972), Tapio Tuomela (*1958) und Cecilia Damström (*1988) mitgebracht.