Kunstquartier Bethanien, Studio 1

Sonntag 10.11., 16.00 Uhr – Videodokumentation

collage & form – im dialog mit Nono

progress – das festivalensemble

Bild vom festivalensemble progress bei einer Aufführung.
© André Fischer

Programm

  • John Cage
    FourUA der Bearbeitung(1989)
    Version für 4 Bassblockflöten & Performance
    Bearbeitung: Sylvia Hinz
  • Catenation
    spheric danceUA(2024)
    für Ensemble
  • Melissa Vargas Franco
    remar en mielDEA(2021–2022)
    für Ensemble
  • progress – das festivalensemble
    INTERMISSIONUA(2024)
    für Ensemble
  • progress – das festivalensemble
    gewobene zeit, im dialog mit NonoUA(2024)
    für Ensemble

progress – das festivalensemble

Milena Weller, Irma Schuster, Heidi Withelm, Sylvia Hinz – Blockflöten & Modular Synths & Performance & Objekte | Martha Orywal – Blockflöte & Trompete & Modular Synths & Performance & Objekte | Jeanne Artemis – Hardware Synths & Modular Synths & Performance & Objekte | George Kokkinaris – Kontrabass & Modular Synths & Performance & Objekte | Alexina Hawkins – Viola & Modular Synths & Performance & Objekte

Leitung: Sylvia Hinz

Mit herzlichem Dank an Albrecht Fersch für die Leihe des Tam-Tam-Stamms. Ein sehr besonderes Instrument!



progress – das festivalensemble vereint junge Musiker:innen der Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg mit gestandenen Expert:innen der Neuen Musik.

In seinem diesjährigen Programm collage & form begibt sich progress – das festivalensemble in einen engen Dialog mit Luigi Nono, Arnold Schönberg, John Cage und den zeitgenössischen Komponistinnen Catenation, Melissa Vargas Franco sowie mit sich selbst. Sehr leise und kaum zu verortende Klänge treffen auf Beats, Klangschichtungen und gewobene Zeit.



John Cage: Four (1989)
John Cages Four lädt Musiker:innen und Publikum gleichermaßen zu einer einzigartigen klanglichen Erkundung ein. Ursprünglich für Streichinstrumente geschrieben, zeigt diese Version für vier Bassblockflöten die Faszination des Komponisten für Zeit, Raum und Zufall. Im Laufe von zehn Minuten lassen sich die Spieler:innen auf ein delikates Zusammenspiel ein, das in drei Abschnitte gegliedert ist, sich aber ganz auf den zweiten, den so genannten Abschnitt B, konzentriert. Jede:r Spieler:in spielt von dem eigenen Part aus, aber diese Parts werden nach der Hälfte des Stücks ausgetauscht, was eine subtile Veränderung der Textur und der Atmosphäre bewirkt. Das Ergebnis ist eine eindringliche Erfahrung, bei der Cages charakteristische Verwendung von Stille und Klang eine kontemplative, fast meditative Klanglandschaft schafft.

Catenation: spheric dance (2024)
In Catenation – spheric dance erschafft das Ensemble eine facettenreiche Klanglandschaft, in der die Grenzen zwischen akustischen und elektronischen Klangquellen aufgelöst werden. Der Titel verweist auf die zentrale Idee des Stückes: eine sphärische, zyklische Bewegung, die sich durch die musikalische Textur zieht und immer wieder neue, unerwartete klangliche Konstellationen hervorbringt. Die Verwendung modularer Synthesizersysteme in Kombination mit traditionellen akustischen Instrumenten eröffnet eine Klangwelt, in der organische und synthetische Elemente in symbiotischer Wechselwirkung stehen.

Die musikalische Reise entfaltet sich entlang verschlungener Pfade, wobei jedes klangliche Ereignis sowohl ein Produkt des Vorangegangenen als auch ein Ausgangspunkt für neue klangliche Erkundungen ist. Dabei entstehen nicht nur neue Texturen, sondern auch komplexe rhythmische Schichtungen, die sich beständig wandeln und variieren. Dies führt zu einem dynamischen Zusammenspiel zwischen den klanglichen Farben der akustischen und elektronischen Instrumente, die sich sowohl ergänzen als auch kontrastieren.

Die Struktur des Werkes lässt sich als ein Prozess des ständigen Aufblühens beschreiben, in dem klangliche und rhythmische Elemente kontinuierlich transformiert werden, ohne je vollständig zur Ruhe zu kommen. Durch diese permanente Bewegung entwickelt das Stück eine spezifische klangliche Dynamik, die die Hörer:innen in eine immer wieder neue, sich verändernde Klangwelt eintauchen lässt.

Catenation – spheric dance reflektiert auf subtile Weise über das Verhältnis von Mensch und Maschine, Tradition und Innovation sowie dem Dialog zwischen verschiedenen Klangwelten. Das Zusammenspiel der Instrumente und der modularen Synthesizer erzeugt eine organische, beinahe lebendige klangliche Struktur, in der die Grenzen zwischen den verschiedenen musikalischen Systemen verschwimmen.

Melissa Vargas Franco: remar en miel (2021–2022)
remar en miel ist ein beschwörendes, gemeinschaftliches Klangerlebnis, das von Melissa Vargas Franco geschaffen wurde. Das Stück ist für zwei Interpret:innen oder Instrumentalgruppen konzipiert und lädt die Musiker:innen ein, einen Klangraum zu teilen, der auf tiefem Zuhören und Sensibilität beruht. Die Interpret:innen, die Rücken an Rücken sitzen und Blickkontakt vermeiden, erforschen eine Reihe von Improvisationsmodulen und formen die sich entfaltende Klanglandschaft durch Interaktion und Intuition. Mit seiner fließenden Struktur und dem Fokus auf Verbindung bietet remar en miel sowohl den Spielenden als auch den Zuhörenden eine aufregende Reise in die gemeinsame Erforschung des Klangs.

progress – das festivalensemble: INTERMISSION (2024)
Ein Sprachstück als Kommentar … oder?

progress – das festivalensemble: gewobene zeit, im dialog mit Nono (2024)
progress – gewobene zeit, im dialog mit Nono webt einen zarten und komplizierten Klangteppich, ähnlich wie eine Spinne, die ihr Netz spinnt. Das Stück entfaltet sich in einer Abfolge von Klängen, die dicht beieinander beginnen, wobei jedes Instrument nur mikrotonal vom anderen abweicht. Wenn sich dieses Klangnetz ausdehnt, entsteht eine Mischung aus subtilen Tönen und sanftem Rauschen, die sich mit der Zeit immer weiter entwickelt. Das Stück gipfelt in einem kaum hörbaren, flüsternden Klang, der sich in das leiseste mögliche Geräusch auflöst und eine eindringliche, kontemplative Atmosphäre hinterlässt. Inspiriert vom Geist des Dialogs mit Luigi Nono bietet es eine tiefgehende Erfahrung, bei der Klang und Stille mit Sorgfalt und Präzision miteinander verwoben sind.
Alle Texte: Sylvia Hinz