Kunstquartier Bethanien, Studio 1
Samstag 16.11., 19.00 Uhr – Videodokumentation
Laut! Sprecher! Musik!
Berliner Lautsprecherorchester

Programm
- Jacqueline Butzinger
HOMMAGES II (Phasing & Interferences)UA(2024)
für Mischpult, Lautsprecher und Zuspiel - Seong-Jin Hong
ODDUA(2024)
für Lautsprecherorchester - Marta Talvet
Moments between moments, Wednesday afternoon UA(2024)
für Lautsprecherorchester - Avenar Bánföldi
D5UA(2024)
für Lautsprecherorchester - Interview
Wolfgang Heiniger im Gespräch mit Leonie Reineke - Marina Lukashevich
Mr.… (Porträt)(2024)
für Lautsprecherorchester - Vinh Tran
cmd + c; cmd + vUA(2023/2024)
für Samples, Live-Coding mit Videoprojektion und Lautsprecherorchester - Lii He
Errant SpaceshipUA(2024)
für Klavier, Live-Elektronik und Lautsprecherensemble - Hanna Hartman
Shipwrecked.UA(2024)
für LautsprecherorchesterAuftragswerk der Klangwerkstatt Berlin
Berliner Lautsprecherorchester
Vinh Tran, Seong-Jin Hong, Marta Talvet, Avenar Bánföldi, Marina Lukashevich, Jacqueline Butzinger, Lii He – Klangregie & Performance | Wolfgang Heiniger – Leitung
Moderation und Gespräche: Leonie Reineke
Nach 2021 kommt das Berliner Lautsprecherorchester bereits zum zweiten Mal zur Klangwerkstatt Berlin. Dieses außergewöhnliche Orchester ist ein Konglomerat unterschiedlichster Lautsprecher und Schallwandler. Deren Anordnung im Raum erzeugt ungeheuer körperliche Klänge. Der Lautsprecher, eigentlich ein Übertragungsmedium, wird dabei selbst zum spielbaren Instrument. Dieser Widerspruch ist Konzept: Das Virtuelle wird zum Realen im Raum.
Entstanden und entwickelt im Studio der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin, ist das Berliner Lautsprecherorchester das erste seiner Art in Deutschland und seit 2012 regelmäßig in Konzerten zu hören. Vorläufer des Berliner Lautsprecherorchesters finden sich im acousmonium des GRM Paris, dem Birmingham ElectroAcoustic Sound Theatre (B.E.A.S.T.) der University of Birmingham in England, dem cybernephone des Institut International de Musique Electroacoustique de Bourges und anderen ähnlichen Klangkörpern.
Das Repertoire eines solchen Lautsprecherorchesters ist die elektroakustische und elektronische Musik, die ab den 1950er Jahren entsteht. Besonders reizvoll ist die Aufführung von Stücken, die eigens für dieses sehr spezielle Instrument geschaffenen wurden, da diese die Möglichkeiten des Instruments und seinen Raumklang von vornherein mitberücksichtigen.
Wolfgang Heiniger, Begründer und Leiter des Berliner Lautsprecherorchesters, bringt aktuelle Werke mit, die allesamt für das Berliner Lautsprecherorchester entstanden: ein Auftragswerk der Klangwerkstatt Berlin an Hanna Hartman sowie Stücke von Studierenden und Absolvent:innen der Kompositionsklassen Kirsten Reese (UdK Berlin) und Wolfgang Heiniger (HfM Hanns Eisler Berlin).
Jacqueline Butzinger: HOMMAGES II (Phasing & Interferences) (2024)
Spectral Organ – Live erforscht den Mixer als Musikinstrument und nutzt ihn hier wie einen räumlichen additiven Synthesizer. Jeder Kanal des Mixers steht für eine bestimmte Frequenz und trägt zu einem Klangspektrum bei, das sich im Raum entfaltet. Abhängig von der Position im Raum entstehen verschiedene Schwebungen und Interferenzmuster. Der Klang verändert sich im Raum, während das Publikum an einer festen Position bleibt, so dass jeder Zuhörer das Klanggeschehen auf eine eigene, individuelle Weise erlebt. Dadurch wird die räumliche Dimension des Klangs und dessen Wechselspiel mit der Umgebung betont.
Jacqueline Butzinger
Seong-Jin Hong: ODD (2024)
Od Od Od Od Od Odd Odd Odd Odd Oddd Oddd Oddd Odddd Odddd Oddddd
Seong-Jin Hong
Marta Talvet: Moments between moments, Wednesday afternoon (2024)
Moments between moments, Wednesday afternoon ist ein Versuch, alltägliche Begegnungen zu verstehen, kleine Besonderheiten hervorzuheben und Wiederholungen aufzuzeichnen.
Marta Talvet
Avenar Bánföldi: D5 (2024)
Ein zentrales Thema des Improvisationsprojekts D5 ist das Entdecken. Avenar ermutigt die Zuhörenden, ihre Beziehung zum menschlichen Klang zu überdenken. Er erreicht dies, indem er den Raum als kompositorisches Mittel einsetzt und Klänge dynamisch in der Umgebung bewegt. Diese räumliche Manipulation verleiht den Klängen je nach ihrer Position und Bewegung unterschiedliche Bedeutungen.
Avenar Bánföldi
Marina Lukashevich: Mr.… (Porträt) (2024)
Es basiert auf den Klängen der Stimme einer Person zwischen den Worten und Buchstaben. Dort hören wir die echte Person. Und obwohl diese Person versucht, sich hinter Pathos zu verstecken, das auch in dieser Komposition in hypertropher und absurder Form gezeigt wird, wird es ihr nicht gelingen. Nur zwischen den Worten können wir die wirklichen Gefühle eines Menschen hören.
Marina Lukashevich
Vinh Tran: cmd + c; cmd + v (2023/2024)
Der Titel bezieht sich auf Tastenkombinationen auf einem Computer, die zum Kopieren und Einfügen von Zeilen mit Zeichen (z. B. Wörter, Zahlen) verwendet werden. Die „Zeichen“ in diesem Stück sind musikalische Muster, die in der sogenannten „MIDI-Notation“ dargestellt werden. Durch die Zuordnung der MIDI-Notation zu vorher aufgenommenen Klängen werden diese Strukturen hörbar.
Musikalische Phrasen werden wiederholt kopiert, manchmal mit Fehlern, und mit fehlerhaften Kopien ihrer selbst gefüttert, wodurch ein inzestuöser Kreislauf entsteht, der so lange mutiert, bis sie kaum noch zu erkennen sind. Diese „Aussaat“ von Material ist das Herzstück des Stücks. (2023)
Ursprünglich betrachtete ich dieses Werk als eine rein formalistische Übung in Struktur und Klang. Dann begann ich, diesen Prozess auf aufgenommene Audioschnipsel anzuwenden, die ich aus Interviews und Nachrichtensendungen über die in Deutschland lebende vietnamesische Diaspora gesammelt hatte. Dies eröffnete mir die Möglichkeit, eine Art Kommentar durch eine Collage aus gesprochenem Wort und aufgenommener Musik zu schaffen. Dieser Wechsel von einem selbstreferentiellen Ansatz zu einem, der in der konkreten, gelebten sozialen Realität verwurzelt ist, hat mich dazu gebracht, meine eigenen Vorstellungen von „experimenteller Musik“ zu überdenken und zu hinterfragen. (2024)
Vinh Tran
Lii He: Errant Spaceship (2024)
Errant Spaceship ist eine erweiterte Klangmaschine, die aus einem Klavier, Kabeln, Lautsprechern und dem Interpreten besteht. Alle diese Elemente fungieren als Leiter und sind Teil des Schaltkreises des Instruments. Der Performer ist ein flexibler Schalter, der die Art und Weise, wie die Schaltkreise verbunden sind, steuern kann, was zu Veränderungen in der Klangmaschine führt. Durch experimentelle Interaktion manipuliert der Künstler die Verbindungen, und die Klangmaschine reagiert mit verschiedenen klanglichen Transformationen.
Lii He
Hanna Hartman: Shipwrecked. (2024)
Ausgangspunkt für dieses Stück waren Tonaufnahmen, die in Sommernächten gemacht wurden.
Komponiert wurde es im Elektronmusikstudion EMS in Stockholm und im Studio für Elektroakustische Musik an der Akademie der Künste Berlin.
Hanna Hartman
Kooperationsprojekt mit KLANGZEITORT, das gemeinsame Institut für Neue Musik der UdK Berlin und HfM Hanns Eisler Berlin