Kompositionsworkshop
Nail it
Wir haben junge Musikschreiber*innen gesucht und gefunden! Joëlle, Lukas, Noah, Luna und Julius haben den Nagel auf den Kopf getroffen und innerhalb der Festivalwoche ein Stück für das Ensemble LUX:NM geschrieben. Dozent*innen Gordon Kampe und Elnaz Seyedi gaben den jungen Komponist*innen dafür das passende Werkzeug und die Musiker*innen des Neue Musik Ensembles LUX:NM den Feinschliff bezüglich Spiel- und Notationstechniken an die Hand.
Improvisation wurde auch in diesem Vermittlungsprojekt unter Pandemie-Umständen zu einem Arbeits-Tool und herausgekommen ist ein hybrides Format zwischen Workshop und Masterclass, zwischen Proben und Aufnahmen, zwischen Webkonferenz und dem Kunstquartier Bethanien in Berlin Kreuzberg:
Die Musikschreiber*innen
Hier möchten wir die fünf Musikschreiber*innen Joëlle, Lukas, Noah, Luna und Julius mit ihrer Musik, mit Probeneindrücken und Einblicke in ihre Musikwerke vorstellen. Alle Aufnahmen sind Schnipsel von Proben vor Ort in Berlin, dezentral übers Netz oder ganz handmade im eigenen Homeoffice.
Teil 1: 6. – 8.11.2020 Workshops (online)
Das Projekt fand parallel zum Festivalzeitraum statt und sollte ursprünglich mit einem Werkstatt-Konzert mit dem Ensemble LUX:NM abschließen. Da die jungen Teilnehmenden, Dozent*innen und Projektleitung im ganzen Land verteilt wohnen, wurde das erste Wochenende ausschließlich online durchgeführt. Die Teilnehmenden bekamen vorab die Aufgabe, sich eine Skizze für die Besetzung Saxophon, Posaune, Akkordeon, Violoncello zu überlegen, was als Grundlage der Workshops mit Gordon und Elnaz diente.
Darüber hinaus gaben Elnaz und Gordon vielfältige Eindrücke in ihre eigenen Kompositionen, verbunden mit theoretischem und praktischem Handwerk, sowie Berufseinblicke in das professionelle Komponist*innen-Dasein. Der gemeinsame Dialog wurde gleich als wichtige Facette praktisch erprobt, indem sich alle Musiker*innen des beteiligten Ensembles online dazu schalteten, um ihre Instrumente sowie Spieltechniken vorzustellen, Fragen zu beantworten und gemeinsam die ersten Skizzen zu besprechen.
Digital und mit einer gemeinsamen Motivation und Freude verbunden, machten sich alle nach diesem Wochenende ans Schreiben unter Zeitdruck – ihr Ziel? Die Herausforderung annehmen: eine Woche Zeit für ein Werk mit eigener Handschrift, Neugelerntes anwenden, in einem professionellen Rahmen agieren. Mittelfristig streben alle fünf Teilnehmenden ein Kompositionsstudium an.
Teil 2: 13. – 15.11.2020 Workshops, Proben und Abschluss (hybrid)
Nach einigen fleißigen Tagen und eher schlaflosen Nächten fügten sich am zweiten Wochenende viele Puzzleteile zusammen. Ein Teil der Teilnehmenden (Ensemble LUX:NM, Elnaz Seyedi, zwei Jugendliche und das Festivalteam) waren mit Abstand vor Ort in Berlin, der andere Teil (Gordon Kampe, drei Jugendliche) schaltete sich digital aus der Ferne dazu. So wurde improvisiert, an den Werken gefeilt, Details ausgebessert und gemeinsam geprobt und musiziert. Das geplante Abschlusskonzert konnte leider nicht stattfinden – dafür wurde der Fokus auf den gemeinsamen Prozess, gründliches Proben und exaktes Hinhören gelegt sowie viele Momente digital eingefangen:
Backstage: Das Nail-it-Team
Komponist Gordon Kampe
Gordon Kampe wurde 1976 in Herne geboren. Nach einer Ausbildung zum Elektriker, Kompositionsstudium bei Hans-Joachim Hespos, Adriana Hölszky und Nicolaus A. Huber. Außerdem Studium der Musik- und Geschichtswissenschaften in Bochum. Mehrfache Auszeichnungen, darunter der Stuttgarter Kompositionspreis (2007 und 2011), einen Komponistenpreis der Ernst-von-Siemens-Musikstiftung (2016), den Rom-Preis (Villa Massimo) sowie den Schneider-Schott-Preis (2016). Er erhielt u.a. Stipendien der Berliner Akademie der Künste und Arbeitsstipendien für die Cité des Arts Paris, die Künstlerhöfe Schreyahn, Schöppingen, die Villa Concordia sowie für das SWR-Experimentalstudio. 2008 Promotion mit einer Arbeit über Märchenopern im 20. Jhdt. 2012-2017 war Kampe gewähltes Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften/Leopoldina und ist seit 2017 Professor für Komposition/Musiktheorie, ab 2020 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Kampe ist Mitglied der Freien Akademie der Künste Hamburg.
Komponistin Elnaz Seyedi
Elnaz Seyedi kommt aus Teheran und studierte von 2000 bis 2005 Informatik an der Azad Universität Teheran. Parallel dazu nahm sie Klavierunterricht bei Alo Gorji und Farimah Ghawam-Sadri und lernte Musiktheorie und Komposition bei Alireza Mashayekhi. Von 2007 bis 2017 studierte sie Komposition bei Younghi Pagh-Paan, Jörg Birkenkötter, Günter Steinke und Caspar Johannes Walter an der Folkwang Universität in Essen und der Hochschule für Musik in Basel. 2017 war sie Preisträgerin des Kompositionswettbewerbs Phoenix Trabant in Basel und des Bernd Alois Zimmermann Stipendiums der Stadt Köln. In der Saison 2018/19 wurde sie Stipendiatin der Internationalen Ensemble Modern Akademie in Frankfurt am Main. Ihre Werke wurden u. a. beim Ultraschall Festival für Neue Musik in Berlin, bei der Biennale Arte in Venedig, beim Festival Mixtur in Barcelona, beim Dastgah-Festival für zeitgenössische iranische Musik, Literatur, Film und Bildende Kunst in Hannover sowie bei den Donaueschinger Musiktagen aufgeführt. Ab 2020/21 arbeitet sie für zwei Spielzeiten als Composer in Residence für We DO Opera!, die Bürger:innenOper der Oper Dortmund.
LUX:NM contemporary music ensemble berlin
LUX:NM contemporary music ensemble berlin ist ein Ensemble für zeitgenössische Musik, das sich durch seine authentischen und energetischen Interpretationen Neuer Musik internationales Renommee erworben hat. 2010 wurde das Ensemble auf Initiative von Ruth Velten und Silke Lange aus mehreren SolistInnen gegründet, um selbstbestimmte und vielseitige Kammermusikprogramme mit einer klanglich flexiblen Besetzung zu erarbeiten.
Als undirigiertes Ensemble widmet sich LUX:NM der Interpretation Neuer Musik und versteht sich zugleich als Initiator zeitgenössischer Musik. Eine intensive Ensemblearbeit ermöglicht außergewöhnliche neue Projekte, in deren Programmarbeit Elektronik und szenische Ideen selbstverständlich ihren Platz finden. So setzen sich die MusikerInnen des Ensembles neben der Aufführung bereits bestehender Kompositionen besonders dafür ein, neue Werke zu initiieren und in ihr Repertoire aufzunehmen.
Als gefragte KammermusikerInnen und auf internationalen Wettbewerben ausgezeichnete MusikerInnen sind die InstrumentalistInnen des Ensembles regelmäßig auf wichtigen Konzertpodien und Festivals der Neuen Musik zu Gast, unter anderem dem Warschauer Herbst, dem World New Music Festival, MaerzMusik, Infektion! Festival für Neues Musiktheater, Festival de Música contemporánea Chile, AchtBrücken Köln, Ultraschall Festival, Groudswell, Hear this now! Kanada.
Mit verschiedenen eigenen Produktionen setzt das Ensemble thematische Schwerpunkte und beleuchtet so verschiedene Facetten der Neuen Musik, darunter Fluxus reloaded (F)LUX:NM (2015 in Kooperation mit der Staatsoper Berlin), HOME SWEET HOME – ein szenisches Konzertprojekt (2015, IM FOKUS/LUX:NM Produktion), Aaron S. (2016, Multimedia-Oper von Slawomir Wojciechowski), Diary, Random and Pickles (2016, Musikperformance von Pierre Jodlowski), Dark Lux (2018, Hörstück mit Musik von Gordon Kampe).
2017 wurde das Album LUXUS vom Preis der Deutschen Schallplattenkritik auf der Bestenliste ausgezeichnet. Im November 2018 ist das zweite Ensemblealbum STRANDGUT im Handel erschienen.
Projektleitung Eva-Maria Kösters
Eva-Marias Arbeit bewegt sich an den Schnittstellen von Musikvermittlung, Projektmanagement und Nachhaltigkeit – so befasst sie sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit Musik, Kultur und Gesellschaft. Dreh- und Angelpunkt ihrer Tätigkeiten als freischaffende Kulturvermittlerin ist: sozusagen – Initiative für kulturelle Impulse.
Hier geht es zur Projektausschreibung Nail it vom September 2020.