Tafelmusik 4
Ensemble JungeMusik Berlin
Tafelmusik – mit diesem Format hat das Ensemble JungeMusik zusammen mit seinem Leiter Helmut Zapf bereits 2019 bei der Klangwerkstatt Berlin für musikalische Mittagspausen im hektischen Alltag gesorgt. Eine Woche lang spielte das Ensemble in unterschiedlichen Besetzungen jeden Tag um die Mittagszeit kurze Stücke, sowohl von etablierten Komponist*innen als auch von Kompositionsstudent*innen, ganz so, wie es das Konzept des Ensembles seit seiner Gründung 1992 vorsieht. Und weil zur Mittagszeit nun auch das Essen dazu gehört, wurde zur Musik gleich noch ein Imbiss gereicht.
Dieses charmante Format sollte wiederholt werden. Aber auch diesem Vorhaben hat Corona bei der Klangwerkstatt Berlin 2020 einen Strich durch die Rechnung gemacht, die Kurzkonzerte aber haben stattfinden können.
Das Trio für Violine, Horn und Klavier von Friedrich Goldmann entstand für das Ensemble JungeMusik zum 10. Geburtstag der Klangwerkstatt Berlin 2000, wurde aber erst 2004 ganz vollendet. Das Stück knüpft an die „große Tradition“ der beiden Vorgängerstücke dieser Besetzung von Johannes Brahms und György Ligeti an. Aber es will mehr, es will in seiner Zurückhaltung und klaren Linearität das liedhafte Moment der drei Instrumente besonders hervorheben.
Lippenblüten hat Andreas Staffel seinem Freund, dem Hornisten Thomas Heinicke, gewidmet und darin einige seiner Lieblingsstücke verarbeitet. So finden sich am Beginn Anklänge an So what von Miles Davis, im Mittelteil gibt es variierende schnelle Balkanrhythmen und am Ende erklingt sehr entfernt ein Choral. Die letzten Töne werden in eine leere Bierflasche gehaucht.
BiPol IV von Thomas Gerwin ist, wie alle Stücke dieser Werkreihe, streng 12-tönig komponiert. Dabei gibt es aber eine Fülle von rhythmischen und harmonischen Freiheiten, die in der Mitte des Stücks auch in das Innere des Flügels führen. Der zweite Teil, zurück auf den Tasten, ist der exakte Krebs des ersten Teils. Dies aber wiederum mit gewissen Freiheiten, denn das Ohr ist die oberste Instanz.
In Martin Christoph Redels Maskerade bildet eine kurze, prägnante, agitativ-nervöse Geste zu Beginn die Grundlage. Die intervallischen und melodischen Bestandteile dieser Geste tauchen im weiteren Verlauf der Komposition ständig wieder auf. Gelegentlich in einer fragmentarischen, aber direkt an diesen Beginn erinnernden Form, zumeist jedoch „maskiert“. Das heißt in charakterlich und gestisch so veränderter Gestalt, so dass nicht unbedingt sofort erkennbar wird, dass sich hinter dieser Maske letztendlich doch nur etwas verbirgt, was man, wenn auch in anderer Form, schon kennt.
Programm und Einzelvideos
- Friedrich Goldmann
Trio für Violine, Horn und Klavier(2004) - Andreas Staffel
Lippenblüten(2016)
für Horn solo - Johannes B. Borowski
Pas de deux(2020)
für Saxophon und Klavier - Thomas Gerwin
BiPol IV(2020)
für Klavier solo - Martin Christoph Redel
Maskerade(2010)
für Altsaxophon solo