Fahrbereitschaft Lichtenberg

Samstag 11.11., 21.00 Uhr – Videodokumentation

KNM Campus Days – Musical Collective

CoMA Allcomers Orchestra & KNM Berlin & KNM campus ensemble

Foto des KNM campus ensembles beim Spielen eines Stücks.
© Mathilde Tijen Hansen

Programm

  • Dominic Murcott
    MT Modulation(2013)
    open score in 4 parts, piano and percussion
  • Elo Masing
    InterferenceUA(2023)
    for bass clarinet, electric guitar, double bass and open ensemble
  • Ying Wang
    KIRINUA(2023)
    Sound Experiment for four Musicians and Enthusiasts
    Auftragswerk der Klangwerkstatt Berlin
  • Interview
    Rebecca Lenton, Elo Masing und Ying Wang im Gespräch mit Leonie Reineke

KNM - Kammerensemble Neue Musik Berlin

Seth Josel – Gitarre | Carol McGonnell – Klarinette | Jonathan Heilbron – Kontrabass

KNM campus ensemble

Kerstin Schilling – Querflöte & Schlagzeug | Helgard Most – Querflöte | Stephan Hüsch – Klarinette | Stefan Ostertag – Bratsche | Cornelius Schlicke – Violoncello | Robert Schneller-Wendelborn – Kontrabass | Ursula Prätor – Klavier & Gäste

CoMA Allcomers Orchestra

Musiker:innen aus den Contemporary Music for All Ensembles aus dem Vereinigten Königreich und den Niederlanden

Leitung: Rebecca Lenton
Moderation und Gespräche: Leonie Reineke


Profis und Lai:innen – bei den KNM Campus Days 23 kommen sie zusammen. Die KNM Campus Days sind ein Treffen von internationalen Amateurspieler:innen zeitgenössischer Musik und finden nach 2016, 2020 und 2021 zum vierten Mal in Berlin statt. Das Profi-Ensemble KNM Berlin gründete das KNM campus ensemble vor zwölf Jahren als eine eigene Vermittlungssparte. Darin erarbeiten und kreieren erwachsene Amateurmusiker:innen Werke Neuer Musik unter der professionellen Leitung der Querflötistin Rebecca Lenton zusammen mit weiteren Mitgliedern von Ensemble KNM Berlin. In Deutschland ist dieses generationsübergreifende Ensemble einmalig.
CoMA (Contemporary Music for All) ist ein internationales Netzwerk für Laienensembles der Neuen Musik und vereint mehr als 20 Ensembles aus ganz Europa. Die Klangwerkstatt Berlin und das KNM campus ensemble laden zusammen mit den Profis des Ensemble KNM Berlin zu einem CoMA Allcomers Orchestra nach Berlin ein.
Im Zentrum des Konzerts stehen die Uraufführungen zweier neuer Werke der in Berlin lebenden estnischen Komponistin Elo Masing und der ebenfalls in Berlin beheimateten chinesischen Komponistin Ying Wang. Zusätzlich wird ein Stück des britischen Komponisten Dominic Murcott von 2013 gespielt, das ebenfalls für CoMA und dessen partizipatives Musikverständnis entstand.

Dominic Murcott: MT Modulation (2013)
Maureen Tuckers Schlagzeugspiel bei Velvet Underground reduzierte den Groove auf einen einfachen Strom von Impulsen. Unveränderlich und direkt war dies die perfekte Grundlage für die klanglichen Abenteuer in diesem Stück. Ausgehend von der gleichen Idee ist MT Modulation ein Strom von 912 Achtelnoten mit 130 Schlägen pro Minute ohne andere Notenwerte und ohne Lücken. Es werden nur Ganztonskalen, chromatische Skalen und von den Spieler:innen zufällig gewählte Noten verwendet.
Dominic Murcott

Elo Masing: Interference (2023) UA
„[...] wir hören nicht auf, jedes Mal, wenn wir berührt werden, wieder zu lernen: dass man die anderen nur dann wirklich verstehen kann, vor allem in diesen Geschichten der Verbundenheit, wenn man sich erlaubt, mit eben diesen Verbundenheiten das zu durchleben, was für die anderen wichtig ist.“
aus: Vinciane Despret, „Was würden Tiere sagen, wenn wir die richtigen Fragen stellen würden?“
„Interferenz, in der Physik, der Nettoeffekt der Kombination von zwei oder mehr Wellenzügen, die sich auf sich kreuzenden oder zusammenfallenden Bahnen bewegen. Die Wirkung besteht in der Addition der Amplituden der einzelnen Wellen an jedem Punkt, der von mehr als einer Welle betroffen ist.“
Britannica.com

Ying Wang: KIRIN (2023) UA
Qilin (auch CheeLin/Kirin), alte chinesisches Fabelwesen, haben den Kopf eines Drachens und den Körper eines Hirsches. Sie spucken Feuer und werden 2000 Jahre alt. Doch anders als die Monster des Westes sind Qilin in China nicht gefürchtet. Im Gegenteil erkannten die Menschen im vermeintlich schrecklichen Biest eine ungebändigte Energie, nicht eine zerstörerische, sondern eine lebensstiftende – so wurden die Qilin zum Glückssymbol, zum Hoffnungsbringer.
Es wird vermutete, das dem literarischen und mythologischen Ursprung der Qilin die Sichtung von Giraffen zugrunde liegt. Das unbekannte Tier aus Afrika, das vermutlich im 15. Jahrhundert über Händler aus Somalia nach China kam, wurde zum omnipräsenten chinesischen Symbol. Heute zieren Qilin Flaggen, Türen und allerlei Glücksbringer. Der Entstehungsgeschichte der Qilin liegt also eine historische und geographische Verwandlungswanderung zugrunde. Ying Wangs „Qilin“ tritt nun eine weitere Wandelreise an. Ausgehend von rhythmischen Figuren, die die Qilin in der chinesischen Musik begleiten, baut Wang einen belebenden, euphorisierenden Puls, der auf verschlungenen Pfaden und Umwegen in den Klang und die Rhythmik der westlichen Schlagwerktradition wandert.
Die Qilin verändern sich, nehmen menschliche Züge an, beginnen zwischen uns zu leben. Sie treten mit uns in Dialog, als wären sie immer hier zuhause gewesen. Sie ändern ihre Namen, je nach Sprache und Ort. Was wie eine „Modernisierung“ klingt, ist die klangliche Erforschung von Herkunft und Verwandlung, die nicht einfach nur „eine Richtung“ kennt. Die Musiken und Kulturen der Welt stehen seit Jahrhunderten in verschmelzender Wanderschaft zueinander – jede Musik ist Chimäre.
Andreas Karl, Ying WANG