Kunstquartier Bethanien, Studio 1
Sonntag 12.11., 11.00 Uhr – Videodokumentation
Von Tango bis Tic Tac
Freie Jugendorchesterschule Berlin
Programm
- Andreas Frey
Das Abenteuer – Eine Kindersinfonie(2014)
für KinderorchesterOuvertüreAuf ReisenIn GefahrFinale - Charlotte Seither
Floating Rotation(2003)
für fünf oder mehr beliebige Instrumente, Fassung für Kinderorchester - Enric Granados
Spanischer Tanz Nr. 2 Oriental aus: Danzas españolas(1890)
Bearbeitung für Blockflötenensemble von Martina Feldmann - George Dreyfus
Die Abenteuer von Sebastian, dem Fuchs(1963)
für Blockflötenquartett, Fassung für Blockflötenensemble - Viktoria Kaunzner
Saiga Antilope(2021)
für Violine und zartbesaitetes OrchesterSolistin: Viktoria Kaunzner - Christian Korthals
Der ungetanzte TangoUA der Fassung für Kammerorchester(2015/2023)
Fassung für Kammerorchester - Jobst Liebrecht
Sinfonie Nr. 6 Tic Tac(2023)
für Orchester und Zuspiel
Jugendsinfonieorchester der Freien Jugendorchesterschule Berlin
Theresa Michels, Joanna Block, Friederike Kleen, Elise Bellmann, Lucienne Türke, Marta Kristic, Ole Caesar, Yves Hunger, Julie Hunger, Frederik Schollendorf, Julian Gransee, Paula Wölfel, Liliana Ramsay, Malte Simon, Jona Liefert, Leonardo Luther, Antek Kapustka, Karl Wünsche, Jonas Kiudelis, Cristian Betancourt, Frida Kristic, Julian Rössig, Jelena Kristic, Yewon Young, Eleonora Prytula, Juliane Weber, Ian Martinez Cho, Hyewon Young, Serim Jung, Arthur Wagner, Annelie Schaller, Alisa Ponomarenko, Gustav Hof, Lona Hesse, Mildred Besenthal, Sophia Grund, Mattie Schütte, Noa Lambeck, Rainer Feldmann, Ghaith Tafwek, Noel Klimas, Jonas Harksen, Gloria Huyghe
Nachwuchsorchester der Freien Jugendorchesterschule Berlin
Paul Schollendorf, Ben Fißler, Henriette Besenthal, Fibi Scheibe,Liselotte Konew, Lenia Penzold, Nefeli Wagner, Friederike Reißaus, Julius Wandke, Ludovico Luther, Heide Siebert, Mathilda Kaufmann, Solon Kientzler, Bent Oppermann, Gustav Kaufmann, Tom Riedinger, Ezra Schwalbe, Oscar Weimer-Halblitzel, Rawad Abo Mahmood, Andreas Frey, Tom Melcher, Stanisław Kapustka, Yolanda Wunderlich
Blockflötenensemble der Freien Jugendorchesterschule Berlin
Zurück von seiner zweiten Austauschreise nach Korea, begibt sich das Jugendsinfonieorchester der Freien Jugendorchesterschule Berlin zusammen mit seinem Nachwuchsorchester auf eine weitere spannende musikalische Abenteuerreise: Von Tango bis Tic Tac. Dabei begleitet werden sie von den Komponist:innen Viktoria Kaunzner, Charlotte Seither, Christian Korthals, George Dreyfus, Enric Granados, Andreas Frey und Jobst Liebrecht. In gewohnter Weise wechseln sich Uraufführungen mit Erprobtem, Überliefertes mit Experimentellem ab.
Andreas Frey: Das Abenteuer – Eine Kindersinfonie (2014)
Das Abenteuer ist eine Sinfonie für Kinderorchester, die mit den Satzbezeichnungen „Ouvertüre“, „Auf Reisen“, „In Gefahr“ und „Finale“ eine Abenteuergeschichte beschreibt. Das Besondere ist, dass es die Geschichte noch nicht gibt und sich jede:r Musiker:in und Zuhörer:in zur Musik die eigene Geschichte ausdenken kann. Lasst eurer Fantasie freien Lauf!
Charlotte Seither: Floating Rotation (2003)
Wie viele andere Stücke in der Vergangenheit bietet auch Floating Rotation unserem (immer wieder neuen) Nachwuchsorchester die Möglichkeit, an einer Kombination aus Tönen von Noten, die man schon beherrscht, und gänzlich freien Teilen zu wachsen. Von der Entdeckung des eigenen Instruments aus vielen verschiedenen Blickwinkeln, die alle Interpret:innen besonders schätzen, die sich mit zeitgenössischer Musik befassen, können die Kinder so schon sehr frühzeitig profitieren.
Enric Granados: Spanischer Tanz Nr. 2 Oriental (1890)
Enric Granados zählt neben Isaac Albeniz und Manuel de Falla zu den großen Erneuerern der spanischen Musik. Was uns heute weder neu noch schrill oder gar als schwer verständlich erscheint, geht auf ihren gemeinsamen Kompositionslehrer Felipe Pedrell zurück, der sich selbst auf den Geist der Folklore besann und seine kompositorische Sicht an seine Schüler weiter gab.
Herausragend aus Granados‘ Frühwerk sind die 12 Danzas españolas, die 1890–95 erschienen. „Meine Inspiration fußt vor allem im Gesang des Volkes“, erklärte Granados. „Dennoch stellen die Tänze keine bloße Übertragung dar, sondern sind ganz eigenständig.“ So heben sich die Stücke deutlich von der konventionellen Folklore der Zeit ab. Sie stehen vielmehr in der Tradition der Charakterstücke eines Chopin oder Schumann, mit individuellem Kolorit dank rhythmischer und melodischer Anleihen bei Tänzen aus ganz Spanien.
George Dreyfus: Die Abenteuer von Sebastian, dem Fuchs (1963)
Die vorliegenden entzückenden Miniaturen, die George Dreyfus in dieser Form für Blockflötenquartett selbst verfasst hat, gehen auf die Filmmusik zur Puppentrickfilmserie The Adventures of Sebastian the Fox zurück, welche sich in den 1960er Jahren in Australien bei den Kindern großer Beliebtheit erfreute. Sebastian, eine kleine Marionette, besteht seine Abenteuer in „real-life settings“ mit Schauspieler:innen an seiner Seite und verursacht dabei allerhand Kuddelmuddel. Die kleinen Filmchen in schwarz-weiß, die uns heute geradezu antik anmuten, beziehen gerade daraus ihren Reiz, den die Musik scheinbar niemals eingebüßt hat. Es war eine der ersten in Australien produzierten Fernsehserien für Kinder und unterschied sich von anderen Shows dadurch, dass ein Puppenspieler sie konzipierte und mit seiner Puppe begleitete. George Dreyfus hat eine Musik dazu geschrieben, die auch unsere Kinder heute begeistert, weil sie jung, frisch und lebendig in den verschiedensten Besetzungen daher kommt, bis hin zum Jugendsinfonieorchester. Der Komponist war aufgrund seiner jüdischen Herkunft 1939 gezwungen, Deutschland zu verlassen, und wurde von Melbourne aus einer der führenden australischen Komponisten. Zu seinem Geburtstag, der sich in diesem Jahr zum 95. Mal jährte, schickten wir ihm ein Video mit der Aufnahme der ersten drei Sätze durch unser Blockflötenensemble.
Viktoria Kaunzner: Saiga Antilope (2021)
Die Saiga Antilope (Saiga tatarica) ist eine wahre Nomadin, welche sich extremen Umweltbedingungen intelligent anpassen und in einem Tempo von bis zu 80 km/h rennen kann. Erste Höhlenmalereien und figürliche Darstellungen dokumentieren ihre Existenz bereits 14.000 v. Chr., vorwiegend in Frankreich und Spanien. Der Lebensraum dieser gazellenartigen Antilope hat sich im Laufe der Zeit auf das eurasische Steppengebiet verkleinert. 2015 kam es zu einem Temperatursturz, bei welchem das Bakterium Pasteurella ein Saiga-Massensterben auslöste. Die Population konnte sich dank strengstem Naturschutz allmählich wieder erholen, gilt jedoch als vom Aussterben bedroht und ist der Wilderei ausgeliefert. 2019 wurde die Komponistin auf dieses erstaunliche Geschöpf begeistert aufmerksam. Ihre Musik ist eine Hommage an die Saiga, bzw. Welt der Flora und Fauna in der Steppe und Halbwüste allgemein.
Das Stück war ein Auftragswerk der „Pyramidale“, für das Jugendsinfonieorchester der Hans-Werner-Henze-Musikschule Marzahn-Hellersdorf, kam aber nicht wie geplant zur Uraufführung. Nachdem wir diese für unser Konzert im Rahmen der Klangwerkstatt Berlin 2022 ebenfalls absagen mussten, haben wir nun – nach gründlicher Analyse und im Einklang mit dem Beschreiten experimenteller Wege – erneut das Abenteuer der Einstudierung gewagt. Die Komponistin wird uns als Solistin zur Seite stehen.
Christian Korthals: Der ungetanzte Tango (2015/2023)
Ein Tanz der niemals stattfand, der hätte sein können, aber niemals war. Ein Leben, das stillsteht, aber trotzdem weitergeht. Wann brechen wir auf? Dieser Tango Nuevo für kleines Orchester entstand 2015 für das Composers' Orchestra Berlin. Als das Ensemble während der Corona-Lockdowns eine CD herausbrachte (JazzHausMusik 285) zeigte sich plötzlich, dass das außermusikalische Thema der Komposition hiermit eine ganz neue Bedeutung bekam. Die Komposition wurde 2023 vom Komponisten für Kammerorchester umorchestriert und wird in dieser Fassung nun vom Orchester der Freien Jugendorchesterschule Berlin uraufgeführt. Christian Korthals lebt seit 2014 in Berlin und arbeitet als Saxophonist, Pianist, Schauspieler und Komponist.
Jobst Liebrecht: Sinfonie Nr. 6 Tic Tac (2023)
„Meine neue Sinfonie Nr. 6 Tic Tac bezieht sich in ihrem Titel auf den wiederaufgefundenen Tanzsaal „Bal Tic Tac“ in Rom, den der italienische Futurist Giacomo Balla in den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts mit Wandbildern gestaltet hat. Sie ist eine Sinfonie „in nuce“, die insgesamt nur 6 Minuten dauert, aber dabei vier Sätze umfasst. Die Soundzuspiele stammen aus Rom und Sizilien und von einem Popkonzert. Verschiedene Stimmungen bis hin zu Zitaten aus der italienischen Musiktradition klingen auf und werden im Schlusssatz, einem Boogie, weggewirbelt.“
Jobst Liebrecht